Hintergrundwissen: Priorisierung

Der Begriff der Priorisierung wird oft negativ gesehen. Er wird in Zusammenhang gebracht mit Triage oder Rationierung von pflegerischen Maßnahmen durch den Personalnotstand.
In mikis CareBrain wird die Priorisierung verwendet im Sinne einer individuellen Hierarchisierung von pflegerischen und medizinischen Maßnahmen.

Da viele alte Menschen unter mehreren Krankheiten leiden, die sich teilweise auch noch beeinflussen, ist es oft notwendig die Reihenfolge von Behandlungsschritten festzulegen, um die wichtigsten Maßnahmen zuerst vornehmen zu können.

Dr. med. Heinrich Burkhardt beschreibt die Priorisierung aus medizinischer Sicht folgendermaßen:
„Es entsteht so ein Spannungsfeld zwischen dem Anspruch einer Priorisierung um Dringendes schnell zu bearbeiten und dem Anspruch der Vollständigkeit mit dem Ziel, alle Gesundheitsstörungen rechtzeitig zu erkennen und auch angemessen therapeutisch zu adressieren.“ (1)

Gleichzeitig gilt es auch die Wünsche der Klienten mit den medizinisch/pflegerischen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen.

„Bei der Betreuung von multimorbiden Patienten geht es nicht um die Addition von spezialistischer Expertise, sondern um eine Kunst der Priorisierung bzw. des Weglassens mit entsprechender Zeit für immer wiederkehrenden Gespräche, die einer ärztlichen Logik der Sorgfalt, Ruhe, Weitblick, Geduld und Reflexivität Raum schafft. Oft steht bei diesen Patienten der Erhalt der Autonomie und die Lebensqualität im Vordergrund und weniger eine leitliniengerechte Behandlung einer einzelnen Erkrankung oder die Lebenslänge.“ (2)

Die Priorisierung der medizinisch/pflegerischen Maßnahmen unterliegt einer permanenten Überprüfung, da sich der Gesundheitsstatus des Klienten ständig ändern kann.

 

Ebenfalls muss berücksichtigt werden, dass sich die Prioritäten bei Krisensituationen in der Einrichtung völlig ändern können. So kann es notwendig sein, je nach Krisenfall, zunächst das Leben der Klienten zu sichern.
Oder es treten psychosoziale Maßnahmen in den Vordergrund wie die Klienten zu beruhigen und die Angst zu nehmen.

Deshalb können in mikis CareBrain die Prioritäten sowohl für den Normalfall als auch für Krisensituationen hinterlegt werden.

(1) Quelle: Heinrich Burkhardt – Umgang mit Multimorbidität und Multimedikation – Kohlhammer 2019, S. 24

(2) S3-Leitlinie Multimorbidität – Living Guideline, DEGAM-Leitlinie Nr. 20, 2023, S. 45